Mikro
e.V. Verein zur Förderung von Medienkulturen in Berlin
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Programm
Vortrag
Podiumsdiskussion
Moderation
Video
Audio
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mikro.lounge
#8:
NETZ.STATT.BERLIN <www.mikro-berlin.org/Events/19981104.html> WMF, Johannisstr. 20, Berlin-Mitte
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mediaweb-tv
Gunter Becker: Berlin.de im Kreuzverhör. Das Modell der virtuellen Metropole hat nicht nur Freunde (Tagesspiegel, 6.11.98) |
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In
Berlin wird am Potsdamer Platz eine "neue Mitte" eröffnet und Millionen
kommen. Im Netz wird demnächst "berlin.de" neu gestartet: verschwinden
die Metropolen in ihren eigenen (imaginären) Netzen, entstehen hier
neue Zusammenhänge, Foren, Märkte, Communities, die jene in der
realen Welt alt aussehen lassen? Oder ist das alles nur ein Teil des neoliberalen
Prozesses der Deterritorialisiering der Städte, ihrer Gentrifizierung,
die jetzt auch im Netz beginnt?
Im Dezember soll "berlin.de" nach einem Relaunch neu gestartet werden: eine Online-Community à la AOL auf urbaner Basis? Neuer Content für alle? Ein cleverer Marketing-Schachzug, um E-Commerce mit Public Content zu verbinden und attraktiver zu machen? Oder wird der Staat (hier der Senat) jetzt smart und erweitert seine Fürsorglichkeit hin zu neuen Dienstleistungen und transparenteren Informationen für die Bürger? Die 5. Dimension für die Netizens der Next Generation? Welchem urbanen Selbstbild
folgen solche Modelle, welche Erwartungen, welche neuen Möglichkeiten
eröffnen sich, welche Risiken und potentiellen Ausgrenzungen gibt
es dabei? Ersetzt das Netz die Stadt oder wird Berlin zur Netz-Stadt?
Die Fragen, die sich in der Diskussion anschlossen, beschäftigten sich haupt- sächlich mit der Frage „Zentralisierungstendenzen oder Heterogenität". Findet im Rahmen von berlin.de z.B. eine Zentralisierung mit Hilfe der Senatsverwaltung statt? Soll hier versucht werden, die unübersichtliche und vielfältige Online-Kultur mit einem „berlin.de"-Stempel zu versehen und zu zentralisieren – soll ein Top-Down Modell geschaffen werden? Hilmar Schmundt: „Wer eine Ausschreibung macht und einen Domain Namen (berlin.de) und öffentliche Informationen kostenlos anbietet, der wird Angebote von global players, wie Telekom, IBM, debis bekommen und hat damit schon mal eine rigide Vorauswahl getroffen. Kleinere Projekte bräuchten etwas Geld, um zu starten – seed money – das wäre aber eine wirkliche Investition gewesen. Es gibt sehr viele, sehr clevere zukunftsfähige Projekte (Stadt- plan.de entwickelt von Kulturbox, Fireball und die online Taz entwickelt von der TU), die mit wenig Geld aus dieser heterogenen Struktur entstanden sind. Und die nicht zu fördern ist ein grosses Problem, das sich fortschreiben wird. Berlin.de wird auf der anderen Seite ein grosses Glaubwürdigkeitsproblem haben wegen der Redakteure, die die Informationen vorauswählen und zusammenstellen. Wenn die redaktionelle Zusammenstellung durch einen Großinvestor in der Immobilienbranche und in der Telematik gemacht wird, sind die informationellen Mehrwerte, die angeboten werden, nichts mehr wert." Daß die anschließende Diskussion dann zunehmend den „Charakter eines Kreuz- verhörs" annahm, hatte -- wie Gunter Becker am 6. November in Tagesspiegel schrieb – diverse Gründe: „Unter den Zuhörern waren Berliner Netzaktivisten, die bereits mit berlin.de über eine Teilnahme an der kommunalen Online-Plattform verhandelt hatten, sich dann aber gegen die kostenlose Zulieferung ihrer Inhalte entschieden. Die Logik der Betreibergesellschaft, eine kostenfreie Einstellung von Inhalten mit einer Beteiligung an (eventuellen) Werbeeinnahmen zu vergüten, erschien einigen Diskutanten als Ausverkauf ihrer aufwendig produzierten Info-Angebote. Der wiederholte Hinweis von Korp und Ulrich, man wolle lediglich eine offene Plattform zur Verfügung stellen, auf der allen möglichen Anbietern Platz für ihre Aktivitäten zur Verfügung stehe, um ein "lebendiges System" zu schaffen, wurde eher mißtrauisch aufgenommen. Die Befürchtungen, daß die Geldgeber eine stromlinienförmige Ausrichtung der Inhalte aus Gründen der kommerziellen Verwertbarkeit einer authentischen Abbildung der heterogenen Berliner Landschaft vorziehen, waren deutlich spürbar. Auch die Ankündigung, daß kommunale Verwaltungsdienste, wie etwa die Ummeldung eines PKW, gegen eine geringe Gebühr online im Stadtinformationssystem angeboten werden solle, fand wenig Gegenliebe, wie Horst Ulrich feststellen mußte. Umgekehrt zeigten aber die beharrlichen Fragen nach Datenschutz und der Möglichkeit politischer Mitbestimmungsverfahren, wie mißtrauisch viele Berliner Online-Projekte die virtuelle Community beobachten." (Auszug aus: Gunter Becker, ‘Berlin.de im Kreuzverhör: Das Modell der virtuellen Metropole hat nicht nur Freunde’, in: Der Tagesspiegel, 6. November 1998) <http://www.tagesspiegel.de/archiv/1998/11/05/in-be-7633.html> [I.A.] |