<- WOS 2 Home
<- WOS Home
English

Wizards of OS 2
-- Offene Kulturen & Freies Wissen --

im
Haus der Kulturen der Welt Berlin
11.-13.10.2001

 

WOS 2 Home

 

 

 

 

 

Pressinfo 2, 16. August, 2001

 

Subject: Presseankündigung: Wizards of OS 2
Date sent: Fri, 16 August 2001 04:12:52 +0200
From: Wizard of OS
<presse@wizards-of-os.org>

 

Wizards of OS 2

Offene Kulturen & Freies Wissen

Internationale Konferenz im
Haus der Kulturen der Welt Berlin
11.-13. Oktober 2001

http://wizards-of-os.org/



"Die Freiheit des Wissens zu verteidigen, ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe, die wir in der Zukunft vor uns haben." (Prof. Dr. Norbert Szyperski auf den Wizards of OS 1)



Die freie Software hat bewiesen, dass Freiheit, Offenheit und Gemeinschaft funktionieren. Und das zumal in einem Technologiefeld, das den Kern der digitalen "Wissensgesellschaft" und somit Austragungsort eines scharfen Wettbewerbs bildet. Es erscheint vollkommen unwahrscheinlich, dass in einem Marktsegment, das von Größen wie Microsoft, Sun und IBM über 30 Jahre hinweg aufgebaut wurde, locker organisierte Gruppen freier Entwickler Anteile von 60 Prozent erlangen. Dass diese Unwahrscheinlichkeit Wirklichkeit wurde, macht sie zu einer der großen Auseinandersetzungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Inzwischen haben freie Computer-Programme wie GNU/Linux und Apache ihre Qualität längst bewiesen und Microsoft darf man gerichtlich abgesichert als Monopol bezeichnen. Um den andauernden Streit von David und Goliath ist es ruhiger geworden. Was uns jedoch noch lange beschäftigen wird, ist der Glaubwürdigkeitsverlust der proprietären, industriellen Produktion und Distribution von Wissensgütern sowie der Respektgewinn für seine Alternative: eine freie, offene Kooperation der kollektiven Intelligenz. Wie Richard Stallman, einer der Gründerväter und Bannerträger der Bewegung zu sagen pflegt, es geht nicht um die Software, sondern um die Gesellschaft in der wir leben wollen.

Die "Wizards of OS 2" gehen -- ebenso wie die WOS 1 im Juli 1999 -- von der freien Software aus und fragen, welches Licht sie auf unsere Wissensordnung als ganze wirft. Welche neuen Werkzeuge entstehen, die eine offene Kooperation unterstützen? Wie wirken sich die verschiedenen Formen des "geistigen Eigentums" wie Urheberrechte und Patente aus? Was bedeuten sie für das wirtschaftliche Wissensmanagement, die Wissenspraktiken der Privatpersonen und für den Austausch im Nord-Süd-Verhältnis? In einem Graswurzelprozeß bilden sich Gemeinschaften, die gemeinsam Enzyklopädien, Lehrmaterialien oder Musik erstellen. Doch wie steht es um das gesellschaftliche öffentliche Wissen in den Bibliotheken und Archiven, in der Schul- und Hochschulbildung, im Peer-to-Peer-Verfahren der Forschung, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der staatlichen Verwaltung? Nach anderthalb Jahrhunderten, in denen Autorensubjekt und Geniekult die Wissensordnung bestimmten, bricht sich nun eine kollektive Intelligenz Bahn. Wie muß sich die Infrastruktur des Wissens wandeln, um sie optimal zu unterstützen?

Die WOS 2 handeln von Menschen, die an denselben Problemen arbeiten und, anstatt miteinander zu konkurrieren, offene Gemeinschaften bilden, ihre Antworten austauschen, voneinander lernen und gemeinsam etwas Größeres schaffen als die Summe der Teile. Erst eine Vorstellung vom generellen Trend zur Verschärfung der Kontrolle durch die Wissensgüterindustrie läßt die Größe der Revolution erkennen, die die freie Software darstellt.





### THEMEN ###

Hier kann nur eine kleine Auswahl der Themen genannt werden, die auf der WOS 2 in Vorträgen, Diskussionen, Tutorials, künstlerischen Beiträgen und informellen Gesprächen zur Sprache kommen. Über den aktuellen Programmplanungsstand können Sie sich informieren unter:
http://mikro-berlin.org/Events/OS/wos2/topics.html

Die jeweils neueste Liste der Vortragenden finden Sie unter:
http://mikro-berlin.org/Events/OS/wos2/speakers.html.





*** Freie Software ***

Als 1998 IBM eine Lizenz für den freien Webserver Apache erwerben wollte, fand das Unternehmen nicht einmal ein vertragstaugliches Gegenüber. Heute haben Hard- und Software-Firmen ihre eigenen Open-Source-Abteilungen eingerichtet. BRUCE PERENS (Strategieberater Open Source bei Hewlett Packard) und TOM SCHWALLER (Gründer des Linux-Magazins und Linux Enterprise Spezialist bei IBM) kommen beide aus der freien Bewegung und sind heute bei großen Unternehmen beschäftigt. GEORG GREVE (Präsident der Free Software Foundation Europe) hat sich zum Ziel gesetzt, das Business-Modell freie Software in Europa breiter zu etablieren. Sie diskutieren über das gegenwärtige Verhältnis zwischen einer freien sozialen Bewegung und den Unternehmen.

In einer Software-gestützten Wissensumwelt sind es die Designmerkmale der Programme, die die sozialen Austauschprozesse stützen. Napster hat Peer-to-Peer-Protokolle berühmt gemacht. Der beste Kenner der P2P-Welt in Deutschland, ERIK MÖLLER, sieht eine wahre Medienrevolution im P2P-Journalismus und hat ein Panel mit drei führenden Entwicklern und Betreibern solcher selbstorganisiernder Nachrichten-Websites zusammengestellt.

Content Management Systeme (CMS) helfen Redaktionen und Gemeinschaften, gemeinsam Informationen aufzubereiten und zu publizieren. HERBERT A. MEYER (artop-Institut, Humboldt-Universität zu Berlin) wird das Panel moderieren, auf dem sich acht ausgewählte freie CMS-Projekte vorstellen und auf ihre Nutzbarkeit hin befragt werden.

So betrachtet ist es offensichtlich, dass es sich bei Software um Kultur handelt. Doch warum hat sich etwas Vergleichbares zur Film- oder Literaturkritik nicht auch für Software entwickelt. Der Londoner Theoretiker, Künstler und Aktivist MATTHEW FULLER hat dazu ein Panel aus den "cultural studies" zusammengestellt, das durch die Analyse der immateriellen Arbeit durch den in Paris lebenden Philosophen MAURIZIO LAZZARATO ergänzt wird.

Keine Konferenz über Software-basierte Infrastrukturen kommt ohne die Themen Sicherheit und Datenschutz aus. Aus aktuellem Anlaß werden sie um ein Gast-Panel der Heinrich Böll-Stiftung zur "Digitalen Signatur" ergänzt.



*** "Geistiges Eigentum" ***

"Geistiges Eigentum ist die Rechtsform des Informationszeitalters," schreibt der amerikanische Rechtsgelehrte James Boyle bündig. Folglich werden Freiheitsphilosophien heutzutage nicht an Kirchentüren genagelt oder von den Zinnen eroberter Bastionen herab verkündet, sondern nehmen die Form von Lizenzen an, also vertragliche Ausgestaltungen des Urheberrechts.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion über die Einführung von Software-Patenten in Europa fragen die WOS 2 nach ihrer Bedeutung in der wirtschaftlichen Praxis. FRITZ TEUFEL (Direktor der Abteilung Patentwesen und Urheberrecht bei IBM Deutschland) berichtet aus der Erfahrung eines Unternehmens, das wesentliche Teile seiner Einnahmen aus Lizenzgebühren erzielt. DANIEL PROBST (Wirtschaftstheoretiker an der Universität Mannheim) beleuchtet Sinn und Unsinn von Software-Patenten aus volkswirtschaftlicher Sicht. Ein Verter des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung stellt die bislang unveröffentlichten Ergebnisse einer BMWi-Studie über den Einsatz von Patenten in deutschen Software-Firmen vor.

Auf die vor kurzem verabschiedete Europäische Urheberrechtsrichtlinie und ihre Konsequenzen für offenen Wissensaustausch und öffentlichen Zugang gehen u.a. TILL KREUTZER (Rechtsreferendar und Mitarbeiter der Urheberrechtskanzlei Kukuk, Hamburg) und der US-amerikanische Cyberlaw-Experte LAWRENCE LESSIG (Stanford Universität) ein.

Der Anthropologe CHRISTOPHER KELTY von der Rice Universität Houston hat zwei Panels zusammengestellt, in denen es um das Spannungsverhältnis von freier Wissenschaft und wissenschaftsgestützter Industrie sowie von Wissensvermarktung in der Ersten Welt und Biodiversität in der Dritten geht. Im Zentrum stehen beide Male die besonders brisanten Felder der Bio- und Gentechnologie.



*** Öffentliches Wissen ***

Bildung und Forschung in Schule und Hochschule und die Wissenssammlungen in Bibliotheken, Museen und Archiven galten bislang als vorwettbewerbliche Ressourcen, die in gesellschaftlicher Umverteilung allen zur Verfügung standen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erhielt vom Bundesverfassungsgericht den Auftrag der "informationellen Grundversorgung". Staatliches Verwaltungshandeln soll nach vorherrschender Ansicht transparent sein. Der Druck durch leere öffentliche Kassen und der Sog durch einen globalen Bildungs- und Wissensmarkt läßt die kommerzielle Verwertung öffentlichen Wissens als einen Ausweg erscheinen. Doch welcher Preis muß die Gesellschaft dafür bezahlen?

Diese Frage diskutieren in sechs Panel unter anderm INGO RUHMANN (Projektleiter Schulnetz / IT WORKS der Initiative Schulen ans Netz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung), THOMAS KRÜGER (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), HANSJÜRGEN GARSTKA (Berliner Beauftragter für Datenschutz und Akteneinsicht) und BRIGITTE ZYPRIES (Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, verantwortlich für die eGovernment-Projekte der Bundesregierung). Eingeladen ist ferner der Intendant der ARD, FRITZ PLEITGEN.



*** Offene Infrastrukturen ***

Im abschließenden Themenschwerpunkt der Konferenz werden die Grundlagen und die Infrastruktur der heutigen Wissensordnung fokussiert. Standards dienen der Interoperabilität von Menschen, Maschinen und Wissen. Auch bei ihnen stellt sich die Frage, wie offen oder geschlossen sie jeweils sind.

Auch Geld ist eine kulturelle Konvention, die Austauschprozesse unter Menschen ermöglicht. Wie muß das Geld aussehen, das einem offenen Austausch nach Art der freien Software entgegenkommt? Dieser Frage geht das von FELIX STALDER (Universität Toronto) zusammengestellte Panel "Open_Money" nach, auf dem u.a. KEITH HART (Anthropologe und Autor von "The Memory Bank: Money in an Unequal World") und MICHAEL LINTON sprechen werden, Erfinder des LETS-Konzepts (Local Exchange Trading Systems), das sich in Deutschland unter dem Namen "Tauschringe" verbreitet hat, und Mitbetreiber des japanischen Projektes Openmoney.org.

Entgegen der weitverbreiteten Vorstellungen, dass die hochkomplexen Fragen unserer Zeit nur von wenigen Experten überschaut und entschieden werden könne, zeigt sich an der freien Software die Qualität einer kollektiven Intelligenz. Auf diesem Panel beleuchten Vertreter sehr unterschiedlicher Disziplinen das Phänomen: u.a. REINHARD DÖHL (Pionier und Theoretiker intermedialer und kollaborativer Dichtung), BRIAN MCCONNEL (SETI@Home, San Francisco) und THOMAS MACHO (Professor für Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin).

Schließlich sollen aktuelle Großvisionen einer freien Gesellschaft präsentiert werden. Dazu gehören die "GPL-Gesellschaft", die von STEFAN MERETZ und STEFAN MERTEN (beide Mitbegründer von Oekonux.org) vorgestellt wird, und die aus Japan stammende "New Associationist Movement", über die KENTA OHJI (der derzeit an der Sorbonne in Paris lehrt) sprechen wird.



### KONFERENZ ###

Die dreitägige Konferenz Wizards of OS 2 richtet sich an ein breites, an der digitalen Medienkultur und der Wissensgesellschaft interessiertes Publikum. Wir erwarten ca. 50 in- und ausländische Referenten und Referentinnen und bis zu 1000 Teilnehmer aus so unterschiedlichen Bereichen wie Informatik, Biotechnologie, Recht, Kunst, Kulturwissenschaft, Wirtschaft und Politik. Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Der Haupt-Track wird simultan übersetzt.

Schon vor der Konferenz wird es auf der BerlinBETA am 31.8. ein WOS- Panel geben. Unter dem Titel "Freie Software-Metropole Berlin?" sprechen dort Vertreter von Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf freie Software aufgebaut haben, über den Brückenschlag zwischen Bewegung und Wirtschaft. Erwartet werden: ANDREAS BOGK (Leiter Research & Development, Convergence integrated media GmbH, Berlin), SEBASTIAN HETZE (Vorstand, Linux Information Systems AG, Berlin), STEPHAN RIEDEL (Geschäftsführer, Cluster Labs GmbH, Berlin), ein Vertreter des Wirtschaftssenats Berlin und VOLKER GRASSMUCK (Wizards of OS).

 

### KONTAKT ###

Akkreditierung formlos unter presse@wizards-of-os.org.

Wenn Sie mehr wissen möchten, finden Sie laufend aktuelle Informationen unter http://wizards-of-os.org/.

Allgemeine Anfragen richten Sie bitte an presse@wizards-of-os.org,
thematische Fragen auch an wos-crew@mikrolisten.de.

Wenn Sie keine weiteren Informationen zu den Wizards of OS 2 wünschen,
bitten wir um eine kurze Antwort an presse@wizards-of-os.org. Ihre Adresse
wird dann aus der Liste gelöscht. Andernfalls erhalten Sie über diesen
Verteiler bis zum Oktober noch zwei weitere Aussendungen von Ihren

Wizards of OS

Thomas Thaler, WOS-Pressekontakt





********************************

Wizards of OS 2

Offene Kulturen & Freies Wissen

http://wizards-of-os.org/

Veranstaltet von

Mikro
http://mikro-berlin.org/

Bundeszentrale für Politische Bildung
http://www.bpb.de/

AG Informatik & Gesellschaft der Humboldt-Universität zu Berlin
http://waste.informatik.hu-berlin.de/

In Zusammenarbeit mit

Chaos Computer Club Berlin (CCC), Debian Projekt, Institut für Rechtsfragen der Open Source Software (ifrOSS), Bootlab e.V., LinuxTag, Berlin Unix User Group (BUUG), German Unix User Group (GUUG), Heinrich-Böll-Stiftung, Netzwerk Neue Medien, C-Base Berlin, Transmediale Berlin, V2_Lab Laboratory for the Unstable Media Rotterdam, De Waag Society for Old and New Media Amsterdam, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Telepolis, Linux-Magazin, De:Bug, Mute u.a.

Mit freundlicher Unterstützung durch

Projekt Zukunft. Berlin in der Informatiosgesellschaft, eine Initiative des Landes Berlin; Sicherheit in der Informationsgesellschaft, eine Initiative des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; MiND ISP, Berlin; Institut für zeitbasierte Medien der Hochschule der Künste Berlin; Convergence integrated media, Berlin und Internet Spezialisten EG (i.G.)



last updated 01-05-25