SuSE  

Harald Milz  
 
 
 
  

RealVideo: Modem | ISDN   
 
Der folgende Vortrag beschäftigt sich weniger mit einem kommerziellen Open Source-Projekt. Es ist bekannt, daß die Firma SuSE sich am Rande unter anderem auch mit Linux beschäftigt. Ich versuche in dem Vortrag etwas anderes aufzuzeigen, nämlich wie wir uns in Zukunft vorstellen, potentielle Kunden zu unterstützen. Es wird darum gehen, zu zeigen, wo wollen wir als Firma SuSE hingehen -- wir müssen die Strategie aufzeigen -- und was große Kunden von uns erwarten können.  

Vielleicht ganz kurz ein bißchen zur Historie. Die meisten Leute werden vielleicht das ein oder andere nicht wissen. Die Firma ist 1992 von vier Leuten gegründet worden, die zu der Zeit noch an der Universität waren. Der damalige Tätigkeitsschwerpunkt war Auftragsprogrammierung: das, was man heute Neudeutsch als Outsourcing bezeichnet. Im Frühjahr 1993 gab es dann die erste Linux-Distribution und damit ist die SuSE, wenn man es genau nimmt, der älteste Anbieter kommerzieller Linux-Distributionen weltweit. Eine bestimmte Firma aus den USA, die ich hier nicht nennen will, hat ungefähr ein Jahr später angefangen. Die Firma SuSE hat heute zirka 150 Mitarbeiter weltweit. Davon arbeiten gut 60% in der Technik, im Support und im Servicebereich.  

Im letzten Geschäftsjahr zwischen April 1998 und März 1999 -- der eine oder andere wird vielleicht die Pressemitteilung vor ein paar Tagen gelesen haben -- hat die SuSE zirka 14 Millionen Dollar Umsatz gemacht und ist damit der größte Umsatzmacher überhaupt weltweit im Linux-Umfeld. Die Firma ist seit Beginn ihres Bestehens vor gut sechs Jahren, als es mit Linux wirklich losging, zirka 100% year-over-year gewachsen. Im Moment steht die Expansion ins Haus. Der allgemeine Linux-Hype, an dem ich vielleicht aus meinen alten iX-Zeiten selber nicht ganz unschuldig bin, trägt dazu bei, daß viele Firmen sehr stark expandieren. Der geht natürlich auch an der SuSE nicht vorbei. Im Spätherbst 1997 ist die SuSE Holding AG gegründet worden, im Zusammenhang mit der Gründung der SuSE Niederlassung in Oakland in Kalifornien. Die ist inzwischen nicht mehr Llc., sondern Inc. Und in diesem Jahr sind Anfang April die SuSE München GmbH und die SuSE Rhein-Main AG gegründet worden, deren Vorstand Sie gerade eben schon mit Dirk Hohndel vor dem Mikrophon gesehen haben. SuSE München ist mein Baby.  

Ganz kurz zur Firmenstruktur. Ich denke, es ist auch nicht allgemein bekannt, wie der Laden aufgebaut ist. Da steht also oben drüber die Holding, die den Gründungssinn und Zweck hatte, eine vernünftige Konzernstruktur auf die Beine zu stellen. Darunter hängt das alte Stammhaus, die SuSE GmbH in Nürnberg, daran angegliedert die SuSE Press und die Suse Inc. in Oakland, Kalifornien, und in diesem Jahr, wie gesagt, die Neugründungen SuSE München GmbH und die SuSE Rhein-Main AG. Und wer die Punkte darunter richtig interpretiert, weiß das, was ich jetzt nicht sage. Dazu gehört noch eine Werbeagentur, die eigentlich keine große Funktion hat. Da geht es in erster Linie um PR-Kontakte, aber die macht eigentlich nichts weiter.  

SuSE und Open Source -- ein viel diskutiertes Thema auch auf Foren wie slashdot und anderen. Im Allgemeinen heißt die Strategie Open Source für uns, daß das, was bei uns entwickelt wird, wo immer es irgendwie möglich ist, an die Entwicklergemeinde zurückfließt. Dagegen sprechen eigentlich nur gewisse Unpäßlichkeiten, wie mögliche Non-Disclosure Agreements mit irgendwelchen Firmen. Ein gutes Beispiel dafür waren die X-SuSE X-Server oder auch ISDN-Kartentreiber oder Dinge, wo die Hersteller der Meinung sind, daß die Information, die in der Software über ihre Hardware steckt, nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, aus welchem Grund auch immer. Dazu gehören natürlich Projekte wie XFree86, ISDN for Linux, KDE und ganz aktuell ALSA [Advanced Linux Sound Architecture] und sicherlich noch ein paar mehr, für die jetzt hier nicht der Raum ist. Die engen Kontakte, die wir in die Entwickler-Community haben, ermöglichen schnelle Umsetzung neuer Idee, schnelle Bug-Fixes. Gut, das ist eine Argumentation, die ist Euch bekannt; das ist eigentlich nichts Neues.  

Ich persönlich sehe die Zukunft darin, daß die Hardware, auf der das Betriebssystem läuft, immer billiger wird. Irgendwann ist sie commodity, Massenware, und irgendwann werden wir in der Lage sein, wenn wir Kundenprojekte machen oder wenn sich jemand ein Rechnersystem kauft, sie fast kostenlos zu bekommen. Wenn man sich anschaut, was man für zirka 2000 DM beim Händler um die Ecke bekommt -- das ist schon frappierend, welche Rechenleistung man damit kauft, verglichen beispielsweise mit der ENIAC, die heute morgen vorgestellt worden ist. Die Software wird nach meiner Auffassung den gleichen Weg gehen. Microsoft-Anhänger mögen das vielleicht nicht gerne hören, aber letztlich wird es so sein, daß zumindest die Betriebssystem-Software und sicherlich auch ein großer Teil der Middleware oder der Systemadministations-Tools durch den Preisdruck und durch die Stückzahlen einfach immer billiger werden. Das einzige Gegenmittel dagegen ist letztlich Open Source. Das ist die Strategie, die dahinter steckt. Und der zweite Wachstumsmarkt, den wir sehen, ist natürlich der Dienstleistungsbereich.  

Die Strategie für SuSE ist einmal natürlich die Weiterführung des Betriebssystems selber. Das ist unsere Kernkompetenz. Das heißt zum zweiten, die Weiterentwicklung der Hardware, auf die ich jetzt hier nicht weiter eingehen will, aber da gibt es ein paar ganz interessante Konzepte, wie das SALT-Cluster zum Beispiel. Das kann man sich auf der SuSE-Website anschauen. Dann wollen wir Support und Service regional ausrollen. Damit haben wir gerade in Deutschland angefangen, in München und Frankfurt. Aber ein zweites strategisches Standbein ist natürlich, die internationale Präsenz auszuweiten. Ich kann und will an der Stelle nichts über die konkreten Pläne verraten, aber stay tuned... Da wird noch einiges zu hören sein in diesem Jahr. Ein weiterer Punkt sind strategische Kooperationen mit großen Hardware- und Software-Herstellern, an denen zur Zeit fleißig gearbeitet wird. Da wird es sicherlich in diesem Jahr auch ein bißchen was zu hören geben. Und wir werden weiterhin Open Source-Projekte, auch solche, die außerhalb der SuSE stattfinden, finanziell oder durch andere Ressourcen fördern, auch Projekte, die in Kooperation mit Firmen gemacht werden.  

Das alte Thema: 'Es gibt keinen Support für Linux und du kannst niemandem ans Bein pinkeln, wenn du irgendein Problem hast.' Das ist schon lange eine Lüge, aber es gibt immer noch Leute, die sie verbreiten, aus welchen Gründen auch immer. Mir ist das noch nicht so ganz klar. Z.B. das SAP-Magazin (nachzulesen auf sapmag.de) hat dieses Märchen neulich auch wieder verbreitet. Da gibt es also die tollen SAP-Linux Labs, an denen merkwürdigerweise kein Linux-Hersteller beteiligt ist. Als ob die keine Ahnung davon hätten. Wie es auch immer sei, seit 1. Juli gibt es bei der SuSE eine Einrichtung, die heißt SuSE-Labs. Die hat sich zum Ziel gesetzt, Third Level Support zu machen, d.h., technischen Support und Bug-Fixes auf Source Code-Ebene, und zwar mit garantierten Reaktionszeiten, 24x7 rund um die Uhr, das ganze Jahr. Das ist, nach meinem Wissen, eine Sache, die neu ist. So was hat bisher sonst noch keiner angeboten. Das Angebot richtet sich natürlich, weil es nicht ganz kostenlos sein kann, in erster Linie an Großkunden, an Firmenkunden oder an unsere Kooperationspartner. Für den Käufer der normalen CD ist das sicherlich ein bißchen außerhalb des normalen Fokuses.  

Hardware-Support werden wir für OEM- oder VAR-Produkte [Value Added Reseller] selber nicht geben, d.h., wir werden zwar Maschinen von Herstellern wie IBM, Compaq, Siemens und anderen verkaufen und anbieten können, wir werden aber für diese Sachen selbst keinen Support geben. Die Ressourcen dafür aufzubauen, spielt für uns im Moment nur eine sehr randständige Rolle. Macht aber nichts, weil nämlich diese Maschinen üblicherweise -- wir reden hier über große PC-Server, wirklich die großen Öfen -- normalerweise mit Vorortgarantie des Herstellers kommen. D.h., da werden wir letztlich die Support-Verträge der Hersteller mitverkaufen. Wartungs- und Supportverträge wird es ausschließlich im Rahmen von Systemlieferverträgen geben. CD-Kunden werden weiterhin genauso bedient, wie das bisher der Fall war, sprich: 60 Tage freien Installations-Support und wer einen Wartungsvertrag hat, der bekommt eine bißchen andere Support-Qualität.  

Wir sind Partner großer Soft- und Hardware-Anbieter. Einer davon ist die IBM, mit der wir zur Zeit in diversen vertraglichen Verhandlungen stehen, aber auch Compaq, Siemens und andere. Wir sind auch dabei, einen eigenen VAR-Kanal aufzubauen, d.h., Systemhäuser, die in Deutschland oder auch außerhalb bereits etabliert sind, als zertifizierte Vertriebspartner zu gewinnen, um mit unseren Produkten hier in die Fläche gehen zu können. Ein Kunde, der beispielsweise irgendwo auf dem Land sitzt, kann auf diese Art und Weise davon ausgehen, daß er in Rufweite jemanden hat, der ihm bei einem Problem helfen kann, der möglicherweise überhaupt eine Installation erst macht.  
 

(Transkript Katja Pratschke)