Mikro
e.V. Verein zur Förderung von Medienkulturen in Berlin
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mikro.lounge
#10:
Digitale Internationale - Elektronische Netze als politisches Medium <http://www.mikro-berlin.org/Events/19990113.html> WMF,
Johannisstr. 19, Berlin-Mitte
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ml
#10 auf
mediaweb-tv
english translation |
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Seit
den Anfangstagen des Internet geisterte das Versprechen durch die digitalen
Leitungen, elektronische Netzwerke würden neue, noch nicht dagewesene
Möglichkeiten zur Beteiligung an politischer Meinungsbildung und Einflussnahme
bieten. Das reichte von Mailboxzusammenschlüssen linker Gruppen und
ging bis zur Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace von John
Perry Barlow, in der der amerikanische Willen zur Neubesiedlung unbekannter
Weiten mit einem universalisierten Liberalismus fröhliche - und für
Europäer auch seltsamste - Verbindungen eingingen. Mit der zunehmenden
Kommerzialisierung und Instrumentalisierung durch E-Commerce und Werbewirtschaft
gerät diese Rolle zunehmend aus dem Blick. Nichtsdestotrotz kann das
Netz ein effektives Werkzeug zur Kommunikation und Organisation kleinerer
politischer Gruppen und Zusammenschlüsse darstellen und die Reichweite
widerständiger Aktivitäten und Aktionen vergrössern. Dabei
wird es sowohl als Publikations- als auch Kommunikationsmedium genutzt.
Die verschiedenen Ansätze politischer Betätigung waren Thema dieses Abends. Bei den anwesenden Gästen gingen diese von traditionellen Formen des Politikmachens bis zur aktionistischen Performance. Obwohl sie immer wieder in Kunstzusammen- hängen auftauchen (ars electronica in Linz, atonal Festival in Berlin usw.), versteht sich die Gruppe (r)(tm)ark aus den USA nicht als Künstlergruppe. Sie nutzen aber theatralische und performative Ansätze, um ihre politische Botschaft einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Ihre "Sprache" übernehmen sie dabei aus dem Marketing- und Werbebereich, die durch Überaffirmation auf ihre ideologischen Hintergründe durchsichtig gemacht wird. Das Internet spielt dabei als Verteiler eine sehr große Rolle, da es eine einfache und billige Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Informations- distribution für ihre Presseerklärungen und Mitteilungen gibt. Florian Schneider aus München
erzählte von der Arbeit der Gruppe "Kein Mensch ist illegal".
Der Gruppe geht es um die Unterstützung illegaler Einwanderer und
Asylanten in Deutschland. "Kein Mensch ist illegal" arbeiten dabei sowohl
theoretisch, indem sie zum Beispiel den Begriff der Grenze und die
Veränderungen seines Gebrauchs thematisieren, als auch praktisch an
der Unterstützung von Flüchtlingen. In den - in diesem Sommer
zum zweiten Mal stattfindenden - Sommercamps an der polnischen Grenze treffen
sich sowohl Immigranten als auch in Deutschland Lebende und untersuchen
am praktischen Beispiel die Situation, die ein Flüchtling dort erleben
muss.
Das Internet "gehört" zum allergrössten Teil regierungsnahen Organisationen (der USA) und den grossen Unternehmen. Dies sollte gerade von Gruppen, die eine progressive Politik betreiben, nicht vergessen werden. Der Zugang zum Netz ist sehr ungerecht verteilt. Deshalb sind sowohl inhaltliche als als technische Projekte wichtig für die politische Weiterentwicklung im Internet. An diesem Abend haben wir verschiedene Ansätze in unter- schiedlichen Mischungsverhältnissen kennengelernt, die einen Überblick der verschiedenen Strategien geben können. [V.D.] |